26. Januar 2023
Nähen
| Handarbeiten
Weiten, kürzen, Schnitt anpassen: Kleidung ändern leicht gemacht
Zu lang, zu kurz, zu weit, zu eng: Es kann viele Gründe haben, warum uns manche Kleidungsstücke nicht (mehr) richtig passen.
Doch das heißt nicht, dass du auf deine Lieblingsteile verzichten musst.
Mit ein bisschen Näh-Geschick kannst du viele Anpassungen auch einfach selbst umsetzen.
Inhalt
- Die Weite: Kleidungsstücke weiter oder enger machen
- Kleidung enger machen – So geht’s
- Die Länge: Kleidungsstücke kürzen und verlängern
- Die Passform: Den Schnitt anpassen
- Upcycling: Kleidungsstücke umgestalten
- Immer wichtig: Korrekt messen und zuschneiden
Die Weite: Kleidungsstücke weiter oder enger machen
Kleidung weiten – So geht’s
Nicht alle Kleidungsstücke lassen sich problemlos selbst weiten. Wer etwa Hemden, Blusen oder auch Kleider weiten möchte, muss im Umgang mit einer Nähmaschine schon etwas geübt sein.
Bestimmte Pullover und Stricksachen und Hosen hingegen kannst du recht simpel zuhause selbst weiten ohne Nähen zu müssen. Wir verraten dir, wie es funktioniert.
Pullover weiten
Pullover und viele Strickwaren lassen sich deshalb so gut weiten, weil sie häufig aus Wolle und Baumwolle bestehen. Derlei Kleidungsstücke kannst du in aller Regel sehr gut weiten – vor allem auch, wenn es sich um gröbere Strickmaschen handelt.
- Zunächst badest du das zu weitende Stück in lauwarmem Wasser und gibst ein wenig farblose Haarspülung dazu.
- Warte 15 bis 20 Minuten.
- Anschließend legst du es auf ein großes, auf dem Boden ausgebreitetes Handtuch. Mit Hilfe des Handtuchs tupfst du nun vorsichtig das Wasser aus dem Stoff.
- Du kannst dann mit den Armen von unten in die Öffnung des Pullis fahren und den Stoff vorsichtig auseinanderziehen. Sei dabei vorsichtig, da sonst mitunter Beulen entstehen können.
- Nachdem du den Pulli etwas gedehnt hast, lass ihn vollständig trocknen.
Hosen weiter tragen
Die einfachste Methode einen vernähten Hosenbund etwas weiter zu machen funktioniert allein mit einem Haargummi. Dieses führst du zur Hälfte durch das Knopfloch. Anschließend kannst du den Anfang des Gummis durch die Schlaufe führen und festziehen.
Jetzt sitzt es hier fest und du kannst es um den Hosenknopf legen.
Durch die Elastizität des Haargummis ist hier noch einiges aus der Hosenweite herauszuholen. Machst du noch weitere Knoten, kannst du die Länge des Haargummis gut anpassen.
Kleidung enger machen – So geht’s
Kleidung enger zu machen ist etwas schwieriger, als sie zu weiten. Du kannst natürlich Wolle heiß waschen und hoffen, dass sie auf die passende Größe schrumpft. Im schlimmsten Fall machst du dir aber ein schönes Kleidungsstück kaputt, indem es viel zu klein wird. Eine zuverlässige Methode ist das also eher weniger.
Für Kleider und Blusen gibt es aber immerhin eine Methode, für die du nicht einmal nähen musst. Du brauchst dafür lediglich zwei Sicherheitsnadeln und einen alten Schnürsenkel.
- Drehe das Kleidungsstück auf links und befestige die Sicherheitsnadeln rechts und links etwa auf Höhe deiner Taille.
- Dann ziehst du den Schnürsenkel wie einen Gürtel durch die beiden Sicherheitsnadeln.
- So kannst du das Kleid oder die Bluse enger schnüren und auf der gewünschten Weite verknoten.
Mit einer simplen Nähtechnik kannst du manche Oberteile ebenfalls enger machen.
- Ziehe das entsprechende Teil auf links an.
- Nun steckst du an der Seite die weiteste Stelle so ab, dass das Teil gut passt. Von diesem Punkt aus kannst du anschließend im Geradstich (schau dir diese PDF von Pfaff an) eine neue, gerade Nahtlinie nähen. Diese sollte fließend in die alte übergehen, damit kein abrupter Übergang entsteht.
- Wenn alles passt, kannst du noch einmal Anfang und Ende der neuen Naht verriegeln und die Kanten versäubern.
Die Länge: Kleidungsstücke kürzen und verlängern
Kleidungsstücke lassen sich auch kürzen und verlängern. Dafür solltest du allerdings schon ein bisschen Näherfahrung haben, da es hier keine simplen Tricks gibt. Ums Nähen kommst du in diesem Falle nicht herum.
Ärmel kürzen und verlängern in 10 Schritten
- Zunächst ziehst du das zu kürzende Oberteil an und streckst die Arme seitlich aus. Die Ärmellänge ist dann perfekt, wenn leicht übers Handgelenk reicht. Sollten sich Knöpfe am Ärmelende befinden, kannst du nur bis etwa 1 cm unterhalb des letzten Knopfes kürzen.
- Kennzeichne die Wunschlänge mit einer Stecknadel oder mit einem Strich Schneiderkreide.
- Miss das Maß in Zentimetern aus.
- Trenne vorhandene Knöpfe ab und öffne Ziernähte für ein leichteres Nähen.
- Wende das Kleidungsstück und suche dir eine Stelle, die man von außen nicht sehen kann, wie etwa eine Ärmelnaht. Trenne diese Naht so weit auf, dass du je einen Ärmel durchziehen kannst und wende durch die Naht hindurch den ersten Ärmel auf links.
- Miss von der alten Naht die neuen Maße ab und kennzeichne die Länge wieder mit einer Stecknadel oder einem Kreidestrich.
- Nähe jetzt das Futter und den Stoff an der neuen Kennzeichnung über der alten Saumnaht fest und wende den Ärmel erneut auf rechts.
- Passt alles, kannst du den Ärmel noch einmal auf links wenden und den überstehenden Stoff abschneiden.
- Nun kann der Saum festgesteckt und gebügelt werden. Wenn nötig, kannst du ihn auch noch mit einigen Handstichen fixieren.
- Im zehnten und letzten Schritt nähst du die Öffnung zu und die eventuell abgetrennten Knöpfe wieder an und Ziernähte nach.
Eine Ärmelverlängerung geht meist deutlich einfacher vonstatten. Hierfür ziehst du einfach die ausgemessene Ärmelverlängerung rechts auf rechts über den alten Ärmel.
Stecke Naht auf Naht fest und nähe dann mit Stretchstichen. Overlockstiche sind hier eher ungeeignet, da du die Verbindungsnaht zwischen bestehendem Ärmel und Ärmelverlängerungsteil so flach und unauffällig wie möglich haben möchtest. Du kannst auch Steppstiche nehmen, dann aber geht die eventuelle Elastizität verloren.
Stecke Naht auf Naht fest und nähe dann mit Stretchstichen. Overlockstiche sind hier eher ungeeignet, da du die Verbindungsnaht zwischen bestehendem Ärmel und Ärmelverlängerungsteil so flach und unauffällig wie möglich haben möchtest. Du kannst auch Steppstiche nehmen, dann aber geht die eventuelle Elastizität verloren.
Hosen kürzen und verlängern
Das Praktische an Hosen ist, dass sie sich sogar ohne große Nähkünste kürzen lassen. Ein sogenanntes Saumband oder Klebevlies hilft dir dabei. Dieses kannst du einfach im Hosenbein auf den entsprechend kürzer gefalteten Hosensaum legen und festbügeln.
Allerdings stellen Saumbänder nur Übergangslösungen dar.
Denn sie können sich nach ein paar Wäschen ablösen. Nähen ist die bessere Variante.
Allerdings stellen Saumbänder nur Übergangslösungen dar.
Denn sie können sich nach ein paar Wäschen ablösen. Nähen ist die bessere Variante.
Das professionellere Kürzen einer Hose geht allerdings in wenigen Schritten ebenfalls recht einfach vonstatten. Du trennst den Saum auf, steckst ihn entsprechend neu fest und trennst eventuell vorhandenen überschüssigen Stoff ab. Bügeln, Versäubern, Nähen und nochmal bügeln – fertig ist die neue, kürzere Hose.
Möchtest du eine Hose verlängern, muss dafür ausreichend Saumzugabe vorhanden sein. Hier trennst du wieder einfach den Stoff auf, bügelst den Saum und nähst ihn nach innen gelegt an der passenden Stelle fest.
Bei einigen wenigen Hosen kann es auch stylisch aussehen, ein anderes, passendes Stück Stoff anzunähen.
Die Passform: Den Schnitt anpassen
Manchmal sind nur kleine Änderungen an der Passform eines Kleidungsstückes notwendig, damit es besser sitzt oder schöner aussieht. Doch bereits fertiggenähte Kleidungsstücke lassen sich im Bereich der Schultern meist nur schwer ändern. Nähst du dir allerdings selbst ein Oberteil, kannst du die Rücken- oder Schulterpartie recht simpel anpassen. Beim Halsausschnitt kann das auch mit gekauften Oberteilen funktionieren.
Die Schulterbreite anpassen
- Zunächst solltest du deine Schulterbreite ausmessen. Hilft dir eine zweite Person, geht das besonders gut. Denn hier muss eine Linie vom äußersten Punkt der Schulter (also dort, wo die Schulter zum Arm hin abfällt) bis zum ersten Halswirbel gemessen werden. Diesen Wert nimmst du mal Zwei, dann hast du deine Schulterbreite.
- Ziehst du nun die gemessene Schulterbreite von der deines zu ändernden Kleidungsstückes ab, weißt du, wie viel Weite zu entfernen ist oder wie viel du hinzufügen musst
- Egal, ob du nun Verlängern oder Kürzen möchtest, zeichnest du als nächstes eine Linie etwa 2,5 cm von der rechten Ecke parallel zur Geraden in der Mitte des Musters deines Kleidungsstückes nach unten. Diese Linie muss nicht bis zum Saum reichen.
- Nun musst du dein Armloch in drei Teile aufteilen, indem du entsprechende kleine Linien anzeichnest. Die zweite dieser Linien wird im rechten Winkel zur ersten, bereits aufgezeichneten Linie stoßen.
- Anschließend kannst du mit der Schere die senkrechte Linie von oben aus bis zur waagerechten Linie einschneiden. Je nachdem, ob du kürzen oder verlängern möchtest, schneidest du nun die waagerechte Linie von außen nach innen ein oder andersherum (Achtung: Nicht durchschneiden!).
- Der kleine eingeschnittene Teil lässt sich jetzt um die benötigte Weite aufdrehen oder eben eindrehen. Die Schulterbreite lässt sich so verlängern oder verkürzen.
- Im letzten Schritt klebst du deine Teile auf und zeichnest einfach nur noch deine Schulterlinie neu und gerade ein. Damit das Rückteil auf das Vorderteil passt, gilt es natürlich, das Gleiche auch mit der Vorderseite zu machen.
Den Halsausschnitt verändern
Zum Vergrößern eines Halsausschnittes an einem Shirt oder Pullover überträgst du dir zunächst mit einem passenden anderen Ausschnitt die gewünschte Weite mit Kreide auf dein Kleidungsstück.
Dann schneidest du das Stück aus und misst die Weite, um ein passendes Stück Jersey zurechtzuschneiden. Gib hier noch einmal 2x1 cm Nahtzugabe dazu, da du den Stoff ja zu einem Kreis zusammennähen musst.
Rechts auf rechts auf den Ausschnitt gelegt wird das ganze nun mit Overlockstichen vernäht und gut gebügelt.
Einen Halsausschnitt im Nachhinein künstlich zu verkleinern sieht in den wenigsten Fällen gut aus. Wir raten in diesem Falle eher dazu, etwa einfach ein dünnes Trägertop, Unterhemd oder Muscleshirt unter dem entsprechenden Oberteil zu tragen.
Dadurch kann sich der Ausschnitt verkleinern lassen, ohne dass aufwendig genäht werden muss, um am Ende ein vielleicht eher unansehnliches Ergebnis zu haben.
Wichtig ist ein dünner Stoff, da du gerade im Sommer durch die doppelte Stoffschicht sonst vermutlich recht schnell schwitzen wirst.
Upcycling: Kleidungsstücke umgestalten
Wenn deine Lieblingsteile nicht mehr passen oder bislang ungetragene Teile eine kleine kreative Umgestaltung benötigen, damit sie dir gefallen, kannst du sie einfach upcyceln. Upcycling bedeutet, aus Altem etwas Neues machen, das dann wieder benutzt wird.
Ein nicht mehr zu rettender Strick- oder einfach auch ein Wollpullover muss nicht zu den Altkleidern. Stattdessen kannst du aus den Ärmeln einfach schicke Stulpen und Pulswärmer machen.
Oder du knotest aus einem alten T-Shirt eine schicke Tasche, indem du die Ärmel und Kragen kurz unter der Naht abschneidest. Den unteren Teil deines Shirts kannst du jetzt in kleinen Streifen einschneiden.
Sie sollte etwa zwei Zentimeter breit und 10 cm tief eingeschnitten sein. Ziehe ein bisschen an den Streifen, damit diese sich einrollen. Nun verknotest du die sich etwa gegenüberliegenden Streifen des Shirts miteinander.
Unsere Autorin Katharina Glas zeigt auf ihrem YouTube-Kanal "How to slay Omas Kleiderschrank" und in ihrem gleichnamigen Buch, wie cool Kleider-Upcycling sein kann: Aus altmodischer Kleidung näht sie Klamotten, die den heißesten Designerteilen in nichts nachstehen.
Aus Omas ausrangierter Kleidung oder Secondhand-Mode lassen sich einzigartige Kleider, Blusen, Hosen und vieles mehr für wenig Geld nähen. Dafür musst du gar keine Meisterin an der Nähmaschine sein: Kathi zeigt dir, wie es ganz leicht und ohne Schnittmuster gelingt.
Immer wichtig: Korrekt messen und zuschneiden
Gerade, wenn du vielleicht noch nicht so oft oder sogar noch nie selbst genäht hast, solltest du dir diesen Teil gut durchlesen.
Denn hier haben wir abschließend einige Tipps für dich zusammengestellt, worauf es beim Messen und Übertragen der Körpermaße ankommt und was es beim Zuschneiden der Kleidungsstücke und Stoffe zu beachten gibt.
- Zum Messen deines Taillenumfangs misst du rund um die schmalste Stelle über deinem Bauchnabel.
- Zum Messen deines Hüftumfangs wiederum misst du rund um die breiteste Stelle der Hüfte sowie deines Pos.
- Zum Messen des Brustumfanges messen Frauen rund um die breiteste Stelle der Brüste, unter den Achseln.
- Männer hingegen messen ihren Brustumfang einfach rund um die breiteste Stelle des Brustkorbs.
- Wie du deine Schulterbreite misst, haben wir weiter oben im Abschnitt „Die Passform: Den Schnitt anpassen“ schon beschrieben.
Die Begriffe Fadenlauf, Dehnungsrichtung, Musterverlauf, Rapport und linke und rechte Stoffseite sollten dir übrigens als Nähanfängerin oder Nähanfänger rund ums Zuschneiden von Stoffen geläufig sein.
- Der Fadenlauf verläuft stets parallel zur Webkante. In diese Richtung sind die Stoffe meist wenig oder gar nicht dehnbar. Meistens haben Stoffe links und rechts eine Webkante, die du daran erkennst, dass der Stoff hier ausgefranst oder nicht bedruckt ist.
- Die Dehnungsrichtung besagt, in welche Richtung der Stoff dehnbar ist. Gerade etwa beim im Rahmen des T-Shirt-Kragens bereits erwähnten Jersey (aus dem sich auch ganze Oberteile nähen lassen) ist es etwa wichtig, die Dehnungsrichtung zu beachten. Andernfalls sind die fertiggenähten Kleidungsstücke am Ende vielleicht zu eng und lassen sich nicht mehr dehnen.
- Der Musterverlauf bezeichnet die Druckrichtung des Musters auf deinem Stoff. Manche Stoffe sind von beiden Seiten bedruckt, andere nur von einer. Beachtest du bei deinem Stoff nicht genau, wie der Musterverlauf ist, kann es sein, dass das Muster am Ende auf dem Kopf steht.
- Rapport ist die Bezeichnung dafür, in welchem Abstand sich das Muster auf einem Stück Stoff wiederholt.
- Links bezeichnet nicht etwa die links zu sehende Seite des Kleidungsstückes von vorne oder von deiner Warte aus gesehen. Vielmehr ist damit die „Innenseite“ gemeint – also die Seite von Stoffen, die innen liegt, und oft weiß oder leicht angeraut ist. Rechts hingegen meint die „schöne“, die „Außenseite“ eines Stoffes oder Kleidungsstücks.